September 19, 2023
Jugendliche

Angststörungen

Jens Gebauer
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Jeder hatte in seinem Leben schonmal Angst. Vielleicht hat sich diese sogar bei der einen oder anderen Person durch körperliche Reaktionen wie Schwitzen, starkes Herzklopfen, Erröten, Hitzewallungen oder einen trockenen Mund geäußert. Dass man hin und wieder mal Angst oder Furcht hat, ist in jeder Altersgruppe normal und alltäglich. Sind auftretende Ängste und Befürchtungen allerdings langanhaltend, für die Entwicklungsphase und Situation nicht angemessen und lösen Probleme zu Hause, in der Schule oder in anderen wichtigen Lebensbereichen aus, sind diese klinisch bedeutsam. Jugendliche mit Angststörungen fühlen entweder eine übermäßige, unspezifische Angst oder sie reagieren besonders stark auf bestimmte Situationen bzw. Objekte (Phobien). Häufig treten im Jugendalter Ängste bezüglich der Ablehnung durch Gleichaltrige auf.

Bei einer Angststörung unterscheidet sich das Erleben nicht von der Realangst. Angst tritt jedoch in Situationen auf, in denen keine objektive Bedrohung vorliegt. Angststörungen verursachen Einschränkungen in der Lebensqualität und bei einem schweren Verlauf erhebliche Beeinträchtigungen der sozialen und schulischen Möglichkeiten.

Je nach Symptomatik werden Angststörungen unterteilt:

Manchmal haben Jugendliche Angstzustände, die sie stark belasten können. Zum Beispiel kann ein Jugendlicher sich ständig Sorgen machen, dass etwas Schlimmes passieren könnte, auch wenn es keinen klaren Grund dafür gibt. Diese Sorgen können viele verschiedene Bereiche des Lebens betreffen, wie die Familie, die Schule, die Gesundheit oder Geld. Diese Art von Angst nennt man generalisierte Angststörung. Jugendliche mit dieser Störung machen sich oft über viele verschiedene Dinge Sorgen und finden es schwer, diese Sorgen zu kontrollieren. Häufig bestehen Schwierigkeiten, sich zu entspannen oder sich auf etwas zu konzentrieren. Manche Jugendliche fühlen sich müde oder haben Probleme beim Einschlafen. Sie können auch körperliche Symptome wie Muskelverspannungen oder Kopfschmerzen haben.

Panikattacken gehen mit einem intensiven Angstgefühl und starken körperlichen Symptomen einher: das Herz klopft wie nach einem langen Sprint, die Brust fühlt sich verengt an, man hat das Gefühl keine Luft mehr zubekommen und einem wird schwindelig. Viele berichten über ein leeres Gefühl im Kopf, Hitzewallungen, Kältegefühle oder auch von der Angst zu sterben. Eine Panikstörung ist durch wiederkehrende, unerwartete Panikattacken gekennzeichnet. Diese treten unwillkürlich und in unspezifischen Situationen auf. Betroffene haben die anhaltende Sorge des Wiederauftretens einer Panikattacke. Viele Jugendliche zeigen auch Verhaltensweisen, um das Wiederauftreten zu vermeiden, wie das Haus nicht verlassen oder körperliche Belastungen vermeiden. Die Sorgen und das Vermeidungsverhalten sind bei Jugendlichen so langanhaltend und stark, dass diese zu Beeinträchtigungen im persönlichen, familiären, sozialen und/oder schulischen Rahmen führen.


Die Agoraphobie ist eine Angststörung, bei der Menschen starke Angst vor Situationen haben, in denen eine Flucht schwierig oder Hilfe nicht verfügbar sein könnte. Betroffene Jugendliche vermeiden es, ihr Zuhause zu verlassen oder Orte mit vielen Menschen zu besuchen. Dies betrifft zum Beispiel Reisen, Einkaufszentren, öffentliche Verkehrsmittel oder Großveranstaltungen. Betroffene haben die Befürchtung vor speziellen negativen Folgen in derartigen Situationen, wie zum Beispiel Panikattacken oder peinlichen körperlichen Symptomen oder Reaktionen (bspw. sich in die Hose machen oder stark schwitzen). Die Ängste und Befürchtungen sind bei Jugendlichen so langanhaltend und stark, dass diese zu Beeinträchtigungen im persönlichen, familiären, sozialen und/oder schulischen Rahmen führen. Es wird unterschieden zwischen einer Agoraphobie mit und ohne Panikstörung.

Spezifische Phobien sind auf spezifische Situationen oder Gegenstände bezogene starke Ängste.​ Betroffene haben eine starke Furcht vor diesen und/oder vermeiden diese Situationen oder Objekte. Die häufigsten spezifischen Phobien beziehen sich auf Tiere, enge Räume, Höhen,Flugzeuge, auf gefährliche Gegenstände, Blut, körperliche Verletzungen, auf medizinische Utensilien und Orte. ​Die gefürchteten Situationen oder Objekte können nur mit deutlichen Angstsymptomen oder Panikattacken ertragen werden. Die Phobien entstehen oft in der Kindheit, Jugend oder im frühen Erwachsenenalter.​ Unbehandelt können diese jahrzehntelang oder gar ein Leben lang bestehen.​ Jugendliche mit spezifischen Phobien sind durch ihre Symptomatik deutlich emotional belastet und/oder in persönlichen, sozialen, familiären, schulischen oder beruflichen Lebensbereichen stark beeinträchtigt.

Die soziale Angststörung zeichnet sich durch die intensive Angst vor und die Vermeidung von sozialen Situationen aus. Die Störung beginnt häufig im Jugend- oder jungen Erwachsenenalter. Betroffene haben eine ausgeprägte Furcht davor, im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit zu stehen, sich zu blamieren oder negativ bewertet zu werden. In sozialen Situationen wie Essen,Sprechen in der Öffentlichkeit/vor der Schulklasse haben sie häufig Angst vor unangenehmen Körperreaktionen wie Erröten, Zittern oder Erbrechen. Betroffene sind durch die Angstsymptome oder das Vermeidungsverhalten emotional stark belastet. Die Ängste können zu einem starken Rückzug aus sozialen Aktivitäten führen und es schwierig machen, Freundschaften aufrechtzuerhalten/zu schließen oder mit anderen zu interagieren. Im Jugendalter steigt das Risiko, schulische Leistungsstörungen zu entwickeln und das Risiko für eine Schulverweigerung.

Auch Jugendliche können unter einer Trennungsangst-Störung leiden, besonders wenn große Veränderungen in ihrem Leben (bspw. Schulwechsel, Beginn einer Ausbildung/eines Studiums) stattfinden. Die Ängste äußern sich oft in Paniksymptomen und unrealistischen Sorgen über mögliche Gefahren für die Familie oder Freund:innen. Die Ängste können sich nicht nur auf die Beziehung zu den Eltern oder Bezugspersonen beziehen, sondern auch auf Freund:innen oder romantische Partner:innen. Nach einer Trennungssituation können depressive Symptome, Traurigkeit und ein tiefes Verlangen nach Wiedervereinigung auftreten.

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