Kinder genießen Alltagsroutinen und ritualisierte Verhaltensweisen. Sie schaffen Vertrauen in ihre Umgebung und geben ihnen Sicherheit. Das kann das Lesen des immer gleichen Buches sein, die wiederkehrende Schlafroutine oder das Aufstellen von Spielzeugen in einer Reihe. Wenn Routinen oder Rituale aber einen Schweregrad erreichen, der Stress und Leid verursacht, könnte es sich um eine Zwangsstörung handeln.
Zwangsstörungen können auch schon bei sehr jungen Kindern auftreten. Kennzeichen können ein Kontrollverlust über die Handlungen sein (etwas zu sammeln, ordnen, zählen), das zwanghafte Zu-Ende-führen-Müssen einer Handlung (trotz attraktiver Alternativen) oder ein aggressives Einfordern von Ritualen bei Bezugspersonen. Die Kinder widersetzen sich heftig bei Versuchen sie zu begrenzen. Die Problematik schränkt sie in ihrer Entwicklung erheblich ein. Treten zwanghafte Verhaltensweisen oder Rituale auf, sollte immer ausgeschlossen werden, dass nicht eine Störung aus dem Autismusspektrum vorliegt.
Tics treten bei jungen Kindern sehr häufig auf und müssen nicht besorgniserregend sein. Unter Tics versteht man unwillkürliche, nichtrhythmische Bewegungen (zum Beispiel Blinzeln, Gesicht verziehen, Kopf in den Nacken legen) oder vokale Ausdrucksweisen wie Räuspern oder Schniefen. Bei Stress, Müdigkeit oder Erschöpfung verstärken sie sich. Auch in Übergangszeiten (Umzug ins Ausland!) können sie stärker werden. Meist ist die Auffälligkeit vorübergehend. Wir sprechen erst von einer Ticstörung, wenn das Kind mindesten drei Jahre alt ist und die Auffälligkeiten mindestens zwölf Monate vorhanden sind. Dabei können Schwankungen der Intensität aufgetreten sein.
Zwei weitere Störungen, die durchaus in dieser Altersgruppe auftreten, fallen in diese Subgruppe: das pathologische Haareausreißen (Trichotillomanie) und das pathologische Hautzupfen (Dermatotillomanie).